Vibrissen beim Hund: Tasthaare und ihre Funktion Dieser Artikel ist tierärztlich verifiziert

Vibrissen Hund

Die Vibrissen beim Hund unterstützen die Riechfunktion des Vierbeiners und helfen ihm, seine Umgebung besser wahrzunehmen.

Wenn Sie die Vibrissen Ihres Hundes nur leicht berühren, reagiert der Vierbeiner sofort darauf. Doch warum ist der „Schnurrbart“ von Fellnasen so empfindlich und welche Funktion haben die feinen Tasthaare von Hunden?

Was sind die Vibrissen beim Hund?

Vibrissen werden auch Sinushaare oder Pili tactiles genannt und zieren den Kopf der meisten Hunderassen. Vielen Hundehaltern werden diese Haare eher unter Namen wie Tasthaare oder Schnurrhaare geläufig sein.

Im Unterschied zum Rest des Hundefells und anderen Körperhaaren sind die Vibrissen nicht nur wesentlich dicker und größer. Sie haben darüber hinaus weitere Merkmale, die sie besonders und äußerst empfindlich machen.

Hat jeder Hund Vibrissen?

Die meisten Hunderassen besitzen Vibrissen. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Dazu gehören beispielsweise einige Nackthunde.

Vibrissen an Hundeaugenbraue © Alexandr / stock.adobe.com
Tasthaare finden sich an verschiedenen Stellen des Hundekopfes, unter anderem an den Augenbrauen.

Anatomie: Wo hat der Hund Vibrissen?

Bei Hunden treten Vibrissen an verschiedenen Stellen des Körpers auf. Manch ein Hund hat Tasthaare unterm Kinn, bei anderen sitzen die feinen Härchen zum Beispiel an der Ober- und Unterlippe, an der Kehle und den Wangen oder am oberen Augenlid.

Aufbau von Vibrissen: Hochsensible Berührungssensoren

Tasthaare haben eine besondere Struktur und verfügen über zahlreiche Sinneszellen. Diese ermöglichen es Ihrem Hund, feinste Berührungen wahrzunehmen.

Im Gegensatz zu den Körperhaaren sind die Follikel, die die Tasthaare umgeben, mit großen Blutkammern durchsetzt. Man nennt diese Kammern kavernöser Sinus oder Ringsinus.

Darüber hinaus haben die Schnurrhaare von Hunden eine eigene Muskulatur. Im Gegensatz zu normalen Haaren besteht diese aus glatten Muskeln (Skelettmuskulatur), sodass Ihr Hund sie bewusst bewegen kann.

Regeneration: Wachsen Tasthaare beim Hund nach?

Es ist ganz normal, dass die Tasthaare beim Hund ab und zu ausfallen oder abbrechen. Das ist kein Grund zur Sorge, denn Vibrissen wachsen nach.

Gut zu wissen: Interessanterweise fallen Vibrissen beim Hund natürlicherweise erst aus, wenn aus demselben Follikel bereits ein neues Schnurrhaar entstanden ist.

Der Körper Ihres Hundes sorgt dafür, dass alte Vibrissen im richtigen Augenblick durch neue ersetzt werden. Das Besondere an Tasthaaren ist außerdem, dass sie nicht saisonal ausfallen, sondern in einem individuellen Rhythmus. Sie überleben also den jahreszeitlichen Fellwechsel.

Der Grund dafür liegt in der embryonalen Entwicklung: Vibrissen entstehen bei Ihrem Hund nämlich viel früher als seine restlichen Körperhaare.

Welche Funktion haben Vibrissen?

Anders als der Mensch kann der Hund nicht nach Dingen greifen, um sie zu ertasten. Außerdem verdeckt seine große Nase die Sicht auf alles, was darunter liegt.

Genau dafür hat die Natur Ihren Hund mit den hilfreichen Vibrissen ausgestattet. Sie haben die wichtige Aufgabe, verschiedene Sinne des Vierbeiners zu unterstützen.

Einschätzen von Texturen

Wie der Name schon vermuten lässt, helfen die Tasthaare Ihrem Hund dabei, verschiedene Strukturen tastend wahrzunehmen. Das ist ziemlich wichtig – denn so kann er in Kombination mit dem Seh- und Geruchssinn zum Beispiel besser beurteilen, ob etwas zum Fressen geeignet ist oder nicht.

Orientierung im Raum

Die Tasthaare geben Ihrem Hund außerdem die notwendige Orientierung im Raum, wenn er nichts sehen kann. Dies ist zum Beispiel bei blinden Hunden der Fall, oder wenn Ihr Vierbeiner sich in einem dunklen Raum aufhält.

Die Vibrissen beim Hund übernehmen verschiedene Seh- und Riechaufgaben. Das erklärt auch, warum das Vorkommen der Spezialhaare auf den Kopfbereich der Tiere beschränkt ist.

Vibrissen Hund fuer Sinneswahrnehmung © jackwusel / stock.adobe.com
Die Vibrissen des Hundes unterstützen die Sinneswahrnehmung.

Darf man Vibrissen beim Hund schneiden oder entfernen?

Mit dem Wissen über die wichtige Funktion der Vibrissen wird klar, dass sie viel mehr sind als nur eine optische Besonderheit und anders behandelt werden müssen als andere Körperhaare.

Die Tasthaare sind Teil eines komplexen Systems zur Sinneswahrnehmung. Entsprechend sollten sie mit besonderer Vorsicht behandelt werden.

Ist es in Ordnung, Tasthaare beim Hund zu entfernen oder zu kappen?

Bei manchen Hunden muss das Fell regelmäßig gekürzt werden. Das kann aus Pflegegründen sehr wichtig sein – zum Beispiel, damit der Hund wieder freie Sicht hat und seine Umwelt uneingeschränkt wahrnehmen kann. Manche Friseure kürzen dabei auch die Vibrissen von Hunden.

Da die Tasthaare allerdings zu den sensorischen Apparaten zählen, lautet die Antwort auf die Frage, ob man Vibrissen bei Hunden schneiden oder entfernen kann: nein. Dies würde Ihrem Tier Schaden zufügen. Denn damit wäre seine Sinneswahrnehmung zumindest vorübergehend auf den Kopf gestellt.

Tut das Kürzen oder Herausreißen von Tasthaaren weh?

Tasthaare selber besitzen keine Schmerzsensoren. Es würde dem Hund deshalb nicht wehtun, wenn die Vibrissen abgeschnitten werden. Dennoch würde das Kürzen Ihren Hund einschränken.

Schmerzhaft wäre es für den Hund allerdings, wenn man ihm die Tasthaare ausreißen würde. Denn auch wenn die Haare keine Schmerzsensoren besitzen, befinden sich in der Haarwurzel zahlreiche Schmerzrezeptoren.

Quellen:


Franziska G., Tierärztin
Profilbild von Tierärztin Franziska Gütgeman mit Hund

An der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde ich zur Tierärztin ausgebildet und durfte Erfahrungen in verschiedensten Bereichen sammeln. Seitdem arbeite ich nicht nur als tierärztliche Autorin, sondern auch an meiner Dissertation. Mein Ziel ist es, Tiere vor krankheitserregenden bakteriellen Erregern zukünftig besser zu schützen. Neben meinem tierärztlichen Wissen teile ich meine eigenen Erfahrungen als glückliche Hundebesitzerin. Dadurch kann ich Ängste und Probleme nachvollziehen und zugleich über diese aufklären.


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